Dreschen
Natürlich haben die Menschen die Leinkapseln, anders als ich oben auf dem Bild, eigentlich mit einem Dreschflegel gedroschen. Diese Samenkapseln (Knadden) wurden nach dem Riffeln auf ein großes Tuch ausgebreitet. Teilweise kamen eigens dafür Drescher, Lohndrescher, in das Dorf und auf die Höfe.
In Gruppen, meist Dreier- oder Fünfergruppen, wurde auf die Kapseln mit dem Flegel gedroschen. Dies geschah zwingend in einem bestimmten Rhythmus, um die anderen nicht zu verletzen. Diese Gruppen mussten hervorragend aufeinander eingespielt sein (Das Blaue Wunder der Region Heinsberg, H. Gerichhausen, 2011, S.24).
Das ist auch der Grund, warum nicht alleine mit dem Flegel gedroschen wurde. Trotz höchster Konzentration gibt der Mensch auf sich selbst weniger Acht, als auf seine Mitmenschen (das soll sich da und dort geändert haben J ). Sich mit dem Dreschflegel selbst weh zu tun, wäre also vorprogrammiert.
Ich hingegen habe andere Methoden des Dreschens gesucht, gefunden und ausprobiert. Selbstverständlich habe ich auch den Versuch mit einem Dreschflegel gemacht, der mir dankenswerterweise aus dem Nachbardorf geliehen wurde. Schon beim Versuch merkte ich, dass ich wenig Vertrauen in diese Arbeit habe.
Ich wollte die Leihgabe natürlich nicht beschädigen. Vielleicht habe ich mich deshalb auch besonders dusselig angestellt. Insgesamt aber kam mir dieser Vorgang jedoch wenig zielführend vor.
Inzwischen war die Spannung allerdings so groß geworden, wie die Leinsamen und das daraus gewonnene Leinöl wohl schmecken würden, dass ich schnell andere Lösungen in Angriff nahm.
Zuerst schlug ich die Kapseln, die ich in einen Leinenbeutel getan hatte, gegen Hauswand oder Sitzbank. Das Ergebnis war tatsächlich mehr als befriedigend. So konnte ich auch schonend oder weniger schonend gut dosieren. Die Leinsamen lösen sich bei dieser Methode tatsächlich sehr gut (sofern die Kapseln gut getrocknet sind) von der Kapsel.
Einen entscheidenden Nachteil hat diese Methode jedoch. Der Verschleiß der Leinenbeutel. Nach relativ kurzer Zeit waren die Beutel quasi zerstört. Nun bin ich auf dem Weg rücksichtsvoll mit Ressourcen umzugehen. Diese Methode war daher nicht geeignet.
Es kam eine weitere Methode zum Tragen. Wieder gab ich die Leinkapseln in einen Leinenbeutel. Diesmal jedoch schlug ich den Beutel nicht gegen einen harten Gegenstand. Noch schonender ging und gehe ich nunmehr mit dem Nudelholz über die sich im Beutel befindlichen Kapseln. Bei dieser Arbeit bekomme ich ein noch besseres Gefühl für die Bestandteile Leinsamen und Spreu.
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